Geschäftsführer Wolfram und Christian Hatz

"Anspruchsvolle Abgasgesetze sind für uns immer interessant"

Christian Hatz: "Wir bieten die Vierzylinder H-Motoren bis 56 kW mit 2 l Hubraum an. Was ihre Leistung betrifft, sind sie mit Motoren ebenbürtig, die einen Hubraum von 2,4 bis 4 l haben. Gleichfalls haben wir dank minimierter Reibung mit Abstand den besten spezifischen Verbrauch von allen."

Ruhstorf a.d. Rott. – Seit vier Generationen ist die Motorenfabrik Hatz als Familienunternehmen weltweit erfolgreich. Mit Wolfram Hatz, kaufmännischer Geschäftsführer, und seinem Cousin Christian Hatz, technischer Geschäftsführer, sprach die ABZ über geschäftliche Entwicklungen, zukünftige Herausforderungen und die bauma-Präsentation des Unternehmens in Halle A4.

1880 von Matthias Hatz gegründet, hat sich die Motorenfabrik Hatz GmbH & Co. KG vom reinen Motorenhersteller hin zu einem technischen Dienstleister rund um Industriedieselmotoren entwickelt. Das Unternehmen mit Sitz im niederbayerischen Ruhstorf gliedert sich heute in die drei Geschäftsbereiche Motorenbau (Hatz Diesel), Systembau (Hatz Systems) und Komponenten (Hatz Components). "Rund 75 % des Umsatzes generieren wir nach wie vor mit unserem originären Geschäft, dem Motorenbau", sagte Geschäftsführer Wolfram Hatz. "Mit unseren Ein- bis Vierzylinder-Dieselmotoren sind wir zwar über den Erwartungen ins Jahr 2016 gestartet, verzeichnen insgesamt aber seit vielen Jahren eine Seitwärtsbewegung mit stabilen Umsätzen." Voraussichtlich werde man deshalb auch 2016 wieder das Vorjahresniveau mit einem Umsatz von rund 150 Mio. Euro erreichen, so die Einschätzung des kaufmännischen Geschäftsführers.

Hatz entwickelt und fertigt Dieselmotoren in einem Leistungsspektrum von 1,5 bis 56 kW u. a. für den Einsatz in handgeführten Walzen und Rüttelplatten, Kompressoren, Nutzfahrzeugen, Flur- und Förderfahrzeugen sowie in Schiffen. "Wir verkaufen unsere Motoren über 13 eigene Niederlassungen und 500 Servicepartner in 120 Ländern weltweit. Als weltweit kleinster Motorenhersteller bieten wir dabei ein ebenbürtiges Service- und Vertriebsnetz wie unsere großen Mitbewerber", sagte Wolfram Hatz gegenüber der ABZ. Im Fokus seien der deutsche, der europäische sowie der US-amerikanische Markt. "Unsere 'Zugpferde' sind bisher unsere Einzylinder-Motoren. Hier gehören wir zu den Marktführern in den industrialisierten abgasgepflegten Ländern und bieten mehr zertifizierte Motoren als unsere Einzylinder-Mitbewerber", so Wolfram Hatz. Weltweit sei Hatz der einzige Hersteller mit einer komplett Tier-4-final-zertifizierten Motorenpalette bis 19 kW. "Ein Markt ist für Hatz immer interessant, wenn er eine anspruchsvolle Abgasgesetzgebung vorsieht", so der Geschäftsführer. Die ständig verschärften Abgas-Emissionsrichtlinien seien für ein kleines Unternehmen zwar die Herausforderung schlechthin, aber zwingend erforderlich. Insbesondere dann, wenn man wie Hatz den Anspruch hat, auch zukünftig Technologieführer im Bereich der Abgaspflege zu sein. Über 5 % der insgesamt 1000 Beschäftigten würden deshalb im Bereich Forschung und Entwicklung arbeiten, in den pro Jahr etwa rund 5 Mio. Euro investiert werden.

Insbesondere an die neue H-Baureihe gehe man mit den größten Erwartungen heran, so die beiden Geschäftsführer. Das Besondere an der wassergekühlten H-Motorreihe sei in der Automobilindustrie unter dem Begriff des "Downsizing" bekannt, sagte der technische Geschäftsführer Christian Hatz. "Der Begriff 'Rightsizing' ist mir eigentlich lieber, da wir exakt die Leistung liefern, die auch gebraucht wird", so Christian Hatz. Das Reduzieren von Bauraumbedarf und Gewicht bei gleichzeitig hoher Leistung und guten Abgaswerten sei bei der Entwicklung oberstes Ziel gewesen. "Wir bieten die Vierzylinder H-Motoren bis 56 kW mit 2 l Hubraum an. Was allerdings ihre Leistung betrifft, sind sie mit Motoren ebenbürtig mit denen, die einen Hubraum von 2,4 bis 4 l haben. Gleichfalls haben wir dank minimierter Reibung mit Abstand den besten spezifischen Verbrauch von allen", so Christian Hatz. Der wassergekühlte Hatz 4H50-Motor sei in einem Radlader verbaut und mit einem hochmodernen Motor eines Mitbewerbers getestet worden. "Die Tests ergaben, dass unser H-Motor 3 l weniger Kraftstoff pro Stunde verbraucht", so der technische Geschäftsführer. Dies sei "absoluter Benchmark".

Nach nur zwei Jahren präsentiert Hatz neben den bestehenden wassergekühlten 4H50-Motoren zur bauma nun auch einen Dreizylinder, den die Motorenfabrik Hatz ebenfalls nach dem "Rightsizing-Prinzip" entwickelt hat. "Die Herausforderung bei der Entwicklung des Dreizylinders war der Turbolader. Am Markt gibt es keinen fertigen Turbolader für einen 1,5-l-Motor. Eine komplette Neuentwicklung steht aber in keinem Verhältnis zu Kosten und Aufwand, sodass wir aus vorhandenen Bauteilen das bis dato beste Ergebnis selbst zusammenbauen mussten", erklärte Christian Hatz. Da mit dem Turboladerwirkungsgrad auch der Verbrauch des Motors "steht und fällt" und die Ziele ebenso hoch gesteckt waren wie beim Vierzylinder, sei man "an die Grenzen des aktuell Machbaren" gegangen. Mit einem Ergebnis, das sich sehen lassen könne: Die Hatz 3H50-Dreizylindermotoren liefern dank Turbolader und Ladeluftkühler ein max. Drehmoment von 185 Nm und eine max. Leistung von 42 kW auf weniger als 1/4 m³ Bauraum. Mit einem Hubraum von rund 1,5 l und einer max. Drehzahl von 2800 U/min setze der Dreizylinder Maßstäbe.

Die moderne Fertigungsstraße am Produktionsstandort Deutschland bietet eine Kapazität von 15 000 Motoren der H-Familie pro Schicht und Jahr (l.).

Neben Faktoren wie Leistung und Verbrauch habe die Motorenfabrik Hatz zudem alles daran gesetzt, sich auch zukünftig als Technologieführer im Bereich der Abgaspflege zu behaupten. "Wir zeigen auf der bauma mit den Motoren 3H50TICD und 4H50TICD bereits jetzt EU-Stage V-Lösungen, die pünktlich vor dem Start der neuen geplanten Abgasnorm im Jahr 2019 auf den Markt gebracht werden", so Wolfram Hatz. Feldtests mit Serienkunden, die ab 2019 die neuen H Motoren einsetzen werden, würden bereits laufen.

Gleichfalls gibt es Neues aus dem Geschäftsfeld Hatz Systems. Seit mehr als 30 Jahren stellt Hatz spezielle Notstromaggregate und Pumpen für z. B. maritime Anwendungen her. "Dank unserer maßgeschneiderten Lösungen und vor allem dank unserer Eigenentwicklung, dem skalierbaren Kraftwerk, verzeichnen wir starkes Wachstum in diesem Geschäftsfeld", so Wolfram Hatz. Das Besondere an den Modular Powerplant System (MPS) sei, dass der Leistungsbedarf zu Spitzenzeiten nicht durch einen großen Motor abgedeckt würde, sondern durch mehrere intelligent in Reihe geschaltete Generatoreinheiten. Das System sei ideal für Einsatzorte mit einer hohen Lastspreizung wie z. B. bei unterschiedlichen Tag- und Nachtbedarfen. Neben wirtschaftlichen Gesichtspunkten sei MPS dank höherer Ausfallsicherheit auch besonders für sensible und unterentwickelte Gebiete von Vorteil, da sie u. a. auch als Netzausfalllösung eingesetzt werden können, erklärte Technikchef Christian Hatz. Zur bauma bringt Hatz u. a. den neuen Stromerzeuger HEA-27 TDCW5 mit einer Leistung von 27 kVA und 400 V mit, der die aktuell gültige EU Stage IIIA erfüllt, aber mit anderen Motorenvarianten auch in höheren Emissionsstufen optional erhältlich ist. Das Gerät ist sowohl als Netzersatz-, als auch als Netzparallelanlage konfigurierbar.

Die moderne Fertigungsstraße am Produktionsstandort Deutschland bietet eine Kapazität von 15 000 Motoren der H-Familie pro Schicht und Jahr (l.).

Gefertigt wird das gesamte Produktportfolio in Ruhstorf an der Rott. "Der Standort Deutschland hat für uns eine sehr hohe Bedeutung", so die beiden Geschäftsführer einhellig. In Tschechien sei man noch mit einem Produktions- und Vormontagewerk für Dieselmotoren, die Hatz CZ, vertreten, am Hauptsitz halte man aber fest. "Das Lohnniveau ist zwar ein schmerzlich hohes, aber wir gehen davon aus, dass auch in Zukunft der größte Teil der Wertschöpfung am Hauptsitz generiert wird", so Wolfram Hatz. Gefertigt wird in Ruhstorf überwiegend auf flexiblen Fertigungszentren. Der Geschäftsbereich Komponenten produziert u. a. Motorteile und Kurbelwellen. "Wir können morgen eine Harley-Davidson Pleuelstange und übermorgen eine große Truck-Stange produzieren. Spitzenzeiten unserer Kunden können wir qualitativ auf höchstem Niveau und flexibel bedienen", sagte Wolfram Hatz. Zudem sei man in der Lage unter Serienbedingungen, besondere Materialien wie z. B. Titan zu bearbeiten ergänzte Christian Hatz. Die Hatz Components-Produkte für Traktoren, Motorräder, Autos und Lkw erwirtschaften etwa 25 % des Gesamtumsatzes. Und auch für dieses Geschäftsfeld gelte: stabil, ohne Wachstum.