Zeppelin bereitet sich auf die bauma vor

Ehrgeizige Ziele gesetzt

Fred Cordes (l.), Vorsitzender der Geschäftsführung von Zeppelin Baumaschinen und ABZ-Chefredakteur Kai-Werner Fajga im Gespräch in der Münchner Niederlassung von Zeppelin. Foto: Zeppelin

Im Interview erklärt Fred Cordes, Vorsitzender der Geschäftsführung von Zeppelin Baumaschinen, wie sich die Pandemie, das Lieferkettenproblem und die Ukraine-Krise auf die Arbeit und Geschäftstätigkeit sowie auf das Produkt- und Dienstleistungsangebot bei Zeppelin Baumaschinen ausgewirkt haben. Und was das Unternehmen von der bauma 2022 erwartet.

ABZ: Herr Cordes, wie haben sich die Pandemie und Lieferkettenprobleme auf die Geschäfts- und Umsatzentwicklung bei Zeppelin Baumaschinen ausgewirkt?

Fred Cordes: Geschäftstätigkeit und Auftragseingang haben sich zum Teil positiv in der Form niedergeschlagen, dass sich unsere Kunden schnell auf die Situation eingestellt und Maschinen und Ausrüstungen frühzeitig bestellt haben. Als sich Ende letzten Jahres alle Unternehmen mit Lieferkettenproblemen und steigenden Materialkosten beschäftigen mussten, war das Bewusstsein in der Branche schnell erkennbar, früh zu reagieren und Investitionen eher als bisher zu planen. Mittlerweile stellt sich die Situation durch heftig angestiegene Rohstoffpreise und Energiekosten weitaus schwieriger dar. Für mich ist 2022 ein Jahr der Gegensätze, denn wir starteten mit einem exzellenten Auftragsvorlauf.

Unsere Kunden haben gut zu tun – das ist die Hauptsache – und die Investitionsbereitschaft ist nach wie vor ungebrochen hoch. Die Pandemie- und Lieferkettensituation stellt sich für uns aber so dar, dass sich aus einem Halbleiter- und Chip-Engpass des letzten Jahres nun eine generelle Knappheit aller Ressourcen entwickelt hat. Und die geht mit einer dramatischen Verteuerung einher. Das ist das Szenario, mit dem wir es heute zu tun haben. Also auf der einen Seite eine wirklich sehr gute konjunkturelle Lage, hoher Auftragsbestand und die Bereitschaft, zu investieren. Auf der anderen Seite Pandemie, Lieferkettenprobleme und ein Ukraine-Krieg, der ganz neue Herausforderungen mit sich bringt.

ABZ: Können Sie schon die Folgen des Ukraine-Kriegs für Zeppelin absehen?

Cordes: Zunächst möchte ich festhalten, dass dieser Krieg das Schlimmste ist, was den Menschen in der Ukraine widerfahren kann und gleichzeitig eine Tragödie für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Ukraine, Russland und Belarus. Das eine oder andere Unternehmen bekommt die negativen Auswirkungen schon jetzt zu spüren, sei es im Sicherheitsbewusstsein oder im Investitionsverhalten von Kunden. Faktisch gesehen, wird der Krieg die Lieferketten-Problematik zusätzlich noch verschärfen. Viele Rohstoffe, Energie, Bauteile, Komponenten und auch Halbwerkzeuge wie Stahl kommen aus diesen Ländern. Auf unser Geschäft bezogen gehen wir auf jeden Fall von negativen Auswirkungen aus.

ABZ: Wie reagieren Zeppelin/Caterpillar auf diese Herausforderungen?

Cordes: Caterpillar ist ein Hersteller, der weltweit produziert und auch weltweit einkauft. Ganz konkret wird Herstellern im Moment eine sehr hohe Flexibilität abverlangt. Und natürlich eine hohe Variabilität, was die Auslastung von Produktionsstraßen betrifft. Wir sind weit davon entfernt, von normalen Zeiten zu sprechen – eine solche Situation habe ich in den vergangenen 27 Jahren in der Branche nicht erlebt. Man könnte sagen, dass wir derzeit quasi "auf Sicht fahren". Ob wir die richtigen Antworten auf diese Herausforderungen finden konnten, wissen wir vermutlich erst am Jahresende.

ABZ: Wie entwickelt sich der jüngst gestartete Online-Maschinenhandel bei Zeppelin?

Cordes: Wir haben erst vor einigen Wochen den Start-Knopf für den Onlineshop gedrückt, wo wir Komponenten, Anbauteile, aber auch komplette Maschinen zum Verkauf anbieten. Wir stellen derzeit nur eine begrenzte Anzahl unserer Produkte online zur Verfügung. Das Ziel ist es, mittelfristig alle unsere Produkte auch online anzubieten und etwa 50 Prozent unseres Geschäfts auch online abzuwickeln. Das "Kick-off" des Onlineshops ist da ein weiterer wichtiger Baustein in unserer Strategie.

ABZ: Wie ist denn bisher die Resonanz auf das neue Angebot?

Cordes: Sehr gut. Wir fangen jetzt gerade erst an, auch in der Fachpresse, den Onlineshop zu bewerben und unser Vertrieb geht damit auch auf unsere Kunden zu und bietet Hinweise und Hilfestellungen. Wir möchten dazu animieren, den Onlineshop auszuprobieren und zu schauen, wie es funktioniert. Wir haben auch schon die ersten Verkäufe getätigt, was sehr erfreulich ist.

ABZ: Die neue Regierung treibt Maßnahmen gegen den Klimawandel weiter konsequent voran. Wie gehen Zeppelin und Caterpillar damit um?

Cordes: Wir haben uns – wie viele andere Unternehmen auch – ehrgeizige Ziele gesetzt- bis Ende 2030 wollen wir unseren Geschäftsbetrieb CO2-neutral gestalten. Dazu werden wir viele Maßnahmen in unseren Niederlassungen ergreifen. Das gilt auch beispielsweise im Fuhrpark oder in unserer Zentrale, die wir umbauen und energetisch sanieren. In unserem Primärgeschäft hat Caterpillar schon immer darauf gesetzt, das zu tun, was möglich ist: Egal ob Wasserstofftechnologie, Elektrifizierung, oder hybride dieselelektrische Antriebe, Caterpillar war immer auf mehreren Wegen unterwegs. Und so haben wir heute schon sehr effiziente alternative Antriebe neben den herkömmlichen Dieselantrieben im Einsatz. Wir werden auch in Richtung Elektrifizierung zur bauma Ende Oktober Interessantes, Neues vorstellen, was ich aber heute noch nicht verraten möchte. Wir hatten schon vor drei Jahren die ersten Pilotmaschinen wie den "Dual-Power" betriebenen Minibagger mit Stromversorgung über einen Kabelanschluss oder Dieselversorgung sowie einen vollelektrischen, mit Batterie-Pack ausgerüsteten Kettenbagger der 23-Tonnen-Klasse. Alles serienreife Produkte, die heute in verschiedenen Anwendungen im Einsatz sind.

Umso bedauerlicher ist es, dass man vorhandene Antriebe und Technologien, die wir in den hochentwickelten Ländern bereits im Einsatz haben und die den neuesten US-amerikanischen oder europäischen Stufe-V-Vorgaben entsprechen, nicht weltweit einsetzt. Damit würde man schlagartig immens Ressourcen sparen und Emissionen auf einen Bruchteil reduzieren können – und das weltweit!

 

Fred Cordes ist Vorsitzender der Geschäftsführung von Zeppelin Baumaschinen. Foto: Zeppelin

ABZ: Wie hoch sind die Kundenachfragen zu alternativen Antriebssystemen?

Cordes: Ich würde es mit "hochinteressiert" beschreiben. Neben der Digitalisierung und der generellen Nachhaltigkeit, sind alternative Antriebe das Hauptthema in unserer Branche. Nach aktuellen Zahlen des VDMA sind wir von einer kompletten Kehrtwende jedoch noch weit entfernt. Elektrifizierte Baumaschinen nehmen in Deutschland einen Marktanteil von rund 0,5 Prozent ein, das ist nicht wirklich als Durchbruch zu bezeichnen – aber der Weg ist ja auch das Ziel dorthin. Ich glaube, dass man von jetzt ab von einer jährlichen Verdopplung ausgehen kann. Das Interesse seitens unserer Kunden ist enorm hoch, einer CO2-Neutralität weiter entgegenzukommen. Und natürlich möchte man vorbereitet sein, wenn es zum Beispiel um Baustellen im urbanen Bereich oder entsprechende gesetzliche Vorgaben im Allgemeinen geht.

ABZ: Teilen Sie die Ansicht, dass die Regierung einen hohen Druck mit ihren Zielvorgaben auf die Industrie ausübt?

Cordes: Der Gesetzgeber muss natürlich Druck ausüben, wenn man versprochene Ziele erreichen will. Und dazu muss er auch die entsprechenden Rahmen und Ziele vorgeben.

Wenn allerdings die Politik auch vorgeben will, wie man diese Ziele technisch umsetzen beziehungsweise erreichen soll, sehe ich das sehr kritisch. Dies sollte man den Herstellern überlassen. Alle innovativen Unternehmen und Hersteller sind momentan hochgradig daran interessiert und setzen alles daran, neueste Technologien zu entwickeln und Ressourcen zu schonen. Der Gesetzgeber ist dann wiederum gefordert, rechtzeitig die richtige Lade- Kapazität- und Infrastruktur zu schaffen. Man sollte bedenken, was es heißt, wenn "Bagger anrollen". Denn dann ist oft noch keinerlei Infrastruktur vorhanden, sondern muss erst entstehen.

ABZ: Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Themen der bauma?

Cordes: Es sind drei große Themen, welche die Branche, die Gesellschaft und auch ganz speziell uns bei Caterpillar und Zeppelin beschäftigen. Das sind Digitalisierung, Nachhaltigkeit und alternative Antriebe. Hierzu bereiten wir Spannendes für unsere Kunden und Besucher auf der bauma im Oktober vor!

ABZ: Anfang des Jahres war die Stimmung in der Branche noch recht positiv und eine gewisse Zuversicht war zu spüren. Halten Sie es für möglich, dass die Konjunktur durch die neuen Probleme in diesem Jahr abgewürgt wird?

Cordes: Ich glaube nicht. Wir befinden uns zwar in einem seit nun mehr acht Jahren steigenden Konjunkturbarometer unserer Branche, aber ganz egal ob im Hoch- oder im Straßenbau, im Ausbau unseres Leitungsnetzes, der Schiene oder gar in der Sanierung unserer Brücken: Es gibt einfach noch wahnsinnig viel zu tun!