Mit Radantrieb

Kippern hydraulisch Beine gemacht

Um gleichzeitig die Traktion und die Geländegängigkeit zu verbessern, setzen die Konstrukteure von Krampe auf einen hydraulischen Radantrieb. Dabei ersetzen aus dem Baumaschinensektor bekannte zweistufige Radnabenmotoren mit integrierter Trommelbremse die Vorderachse des Tandem-Achsaggregats.Foto: Krampe

COESFELD (ABZ). - Sorgten die Halbrundmulden von Krampe Fahrzeugbau (Freigelände F7, Stand N718/4) vor Jahren noch für fragende Blicke, so hat sich das Bauprinzip mittlerweile etabliert. Der aus dem münsterländischen Coesfeld stammende Hersteller ist heute nach eigener Aussage führend im Bau und Vertrieb der "Halfpipes" genannten Halbrundmuldenkipper für den Schlepperzug. Die unter der Typenbezeichnung HP 20 beziehungsweise HP 30 vertriebenen Kipper werden seit vielen Jahren erfolgreich im Erd- und Tiefbau eingesetzt und viele Mietfirmen haben ihren Maschinenbestand schon um diese Anhängerkategorie erweitert.

Tandem-Halbrundmulden haben gegenüber schweren Dumpern beziehungsweise Allrad-Lkw den Vorteil des geringeren Eigengewichts und somit der größeren Bodenschonung. Um aber gleichzeitig die Traktion und die Geländegängigkeit noch weiter zu verbessern, setzen die Konstrukteure von Krampe nun auf einen hydraulischen Radantrieb. Dabei ersetzen aus dem Baumaschinensektor bekannte und bewährte zweistufige Radnabenmotoren mit integrierter Trommelbremse die Vorderachse des Tandem-Achsaggregats.

Die Leistung der beiden Radnabenmotoren ist abhängig vom Zugfahrzeug. So können die beiden Motoren eine maximale Schubkraft von insgesamt 32 kW bei einer Fördermenge von 100 l/min und einem Öldruck von 200 bar entwickeln. Die dabei maximale Geschwindigkeit beträgt in der ersten Stufe 4 km/h. Die zweite Stufe wird automatisch aktiviert und reicht bis 8 km/h. Übersteigt die Geschwindigkeit des Gespanns 8 km/h, schalten die beiden Radmotoren automatisch in den Leerlauf. Das Zu- und Abschalten erfolgt über Sensoren in den Radmotoren sowie im Hydraulikblock. Die Schubkraft der Antriebe wird über Sensoren an der Zugöse geregelt und somit der Geschwindigkeit des Schleppers automatisch angepasst. Bei Kurvenfahrten wird so vermieden, dass der Anhänger den Traktor anschiebt und aus der Kurve drückt. So ist eine Anpassung an unterschiedliche Fahrgeschwindigkeiten ebenso gegeben wie ein automatisches Ausschalten des Hydroantriebes beim Bremsvorgang des Schleppers. Auch bei Rückwärtsfahrten unterstützt der Radantrieb die Rangierarbeit, was besonders im Gelände oder beim Deichbau ein großer Vorteil ist.

Da die Sensoren in der Zugöse in beide Richtungen funktionieren – also sowohl auf Zug als auf Schub reagieren – werden beim Unterschreiten der Geschwindigkeit von 8 km/h bei Talfahrten beide Radmotoren aktiviert. Das gesamte Gespann wird beim Auflaufen des Anhängers auf das Zugfahrzeug hydraulisch abgebremst. Der Vorteil eines Kippers mit hydraulischem Antrieb liegt zum einen im geringen Eigengewicht gegenüber der Variante mit mechanisch angetriebenen Allradachsen. Außerdem kann durch den hydraulischen Radantrieb auf eine zusätzliche Ballastierung des Zugfahrzeugs verzichtet werden, was Nutzlastvorteile bringt.

Zum anderen können die Radmotoren in den erprobt geländegängigen Pendelaggregaten montiert werden. Diese sind besonders leichtzügig und oft entscheidet gerade dieser Vorteil darüber, ob das Gespann im schweren Gelände stecken bleibt oder durchkommt. Rein mechanische Antriebe können nur bei durchgehenden starren Achsen eingesetzt werden. Diese erreichen im Gelände bei weitem nicht die gleiche Bodenfreiheit und Radlastverteilung auf alle Räder, wie es bei Pendelaggregaten der Fall ist.

Durch den zusätzlichen Schub des hydraulischen Radantriebs eröffnen sich gerade im schweren Gelände neue, bisher nicht für möglich gehaltene Einsatzmöglichkeiten. Denn oft entscheidet im Gelände das "kleine Plus" des Radantriebs über ein Weiterkommen oder Steckenbleiben des Gespanns. So sorgt der hydraulische Radantrieb in Verbindung mit den bewährten geländegängigen Fahrwerken und einer großdimensionierten Bereifung für ein sicheres Durchkommen auch unter widrigsten Bedingungen.