Zeppelin-Chefs Gerstmann und Heidemann

Kunden setzen auf allerneueste Antriebstechnik

Die Zeppelin-Chefs Peter Gerstmann und Michael Heidemann (v. l.) im Gespräch mit der ABZ.Foto: Wulff

Trotz Finanz- und Wirtschaftskrisen in der Welt erwartet Zeppelin für 2016 durch die bauma Impulse für weiteres Wachstum. Fragen dazu und zu anderen brisanten Themen beantworteten während eines Pressegespräches im sauerländischen Willingen Zeppelin-Konzern-Chef Peter Gerstmann und sein Stellvertreter Michael Heidemann. Für die Allgemeine Bauzeitung (ABZ) stellte Chefredakteur Rainer Oschütz die Fragen.

ABZ: Die bauma in München gilt alle drei Jahre wieder als eine Art Konjunkturbarometer. Die wirtschaftlichen und politischen Krisen sorgten in diesem Zeitraum enorm für Unruhe auf den Märkten. Wie beurteilen Sie für Zeppelin diese Entwicklung, und welche Ziele streben Sie für 2016 an?

Heidemann: Natürlich trifft auch Caterpillar die Krise in einigen Regionen der Welt. Das gilt insbesondere für das deutlich zurückgehende Wachstum in China. Sorgen bereiten uns aber auch die Krisenherde der CIS – Russland und Ukraine. Auf der einen Seite ist das eine geopolitische Auseinandersetzung, die unter anderem durch Sanktionen geprägt ist. Auf der anderen Seite haben wir die Situation, dass die Nachfrage nach Rohstoffen weltweit dramatisch zurückging. Das ist nach unserer Überzeugung der wesentliche Grund, warum der Markt für Bau- und Bergbaumaschinen in den Länder der ehemaligen Sowjetunion so stark eingebrochen ist. Es gibt weltweit Überkapazitäten und vor allem sind die Preise dramatisch unter Druck geraten. Das sieht man an den Preisen für Öl und Gas aber noch deutlicher für Kohle. Es gibt weltweit kaum einen Produzenten für Steinkohle mehr, der gegenwärtig kostendeckend arbeitet. Die Absatzschwäche für Öl und Gas hat besonders den für Caterpillar wichtigen US-amerikanischen Markt getroffen. So ist das Fracking stark unter Kostendruck geraten – das Gas oder Öl kann dort nicht mehr kostengünstig gefördert werden. Das bringt die gesamte Öl- und Gasindustrie dramatisch unter Druck. Ansonsten hat sich Caterpillar, was den Verkauf von Baumaschinen anbelangt, sehr gut behauptet. Weltweit konnten die Marktanteile erneut ausgebaut werden. Von dem, was möglich war, wurde alles getan. Ich denke, dass sich das Ergebnis von Caterpillar unter den schwierigen Rahmenbedingungen sehen lassen kann. Grund für den Erfolg ist, dass man sich neu organisiert und damit auf die aktuelle Marktsituation eingestellt hat. Leider waren damit auch einige einschneidende Maßnahmen verbunden wie das Schließen von Fertigungsstätten. Das ist eine Reaktion auf die Weltmarktsituation gewesen, von der die ganze Branche betroffen ist. Deshalb waren die Entscheidungen, so auf die Situation zu reagieren, um sich zukunftssicher zu machen und damit wieder für den nächsten Aufschwung bereit zu sein, genau richtig.

Cat Dozer D7E mit dieselelektrischem Antrieb: Hohe Schubleistung, feinfühlig steuerbar, vorbildlich im Verbrauch.Fotos: Zeppelin

Gerstmann: Ergänzend möchte ich auf die Entwicklung in China verweisen. Das Wachstum in China verlangsamt sich und die offensichtlich entstandene Immobilienblase dämpft die Bautätigkeit. Wenn der Absatz von Baumaschinen mit dem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts korreliert – und in China tut er das nachgewiesenermaßen – dann hat das einen deutlichen Einfluss auf die Größe des Marktes. So ist der Baumaschinenmarkt in China im letzten Jahr nochmal extrem zurückgegangen nämlich um 40 % oder 90 000 Stück. Eine derartige Entwicklung in einem Massenmarkt hat natürlich auf alle international tätigen Hersteller von Baumaschinen eine starke Auswirkung und ging auch an Caterpillar nicht spurlos vorbei.

ABZ: Wie hat Caterpillar darauf reagiert und was bedeutet das für Zeppelin?

Gerstmann: Caterpillar hat den Vertrieb neu organisiert und dabei deutlich gestrafft. Das ist für uns eine positive Entwicklung. So wurden aus drei Vertriebsgebieten – Amerika, Europa/Afrika und Asien – zwei. Damit sind jetzt Europa und Amerika der eine Marktplatz und Afrika und Asien – dazu gehört auch die von uns betreute CIS – der andere. Diese Entwicklung ist für Zeppelin nachvollziehbar, denn die verschiedenen Märkte weltweit erfordern unterschiedliche Maschinentypen und Serviceleistungen. Das spielte bei der Änderung der Vertriebsstruktur eine entscheidende Rolle. Ein Riesenvorteil für Zeppelin ergibt sich dadurch, dass der deutsche Markt intakt ist und deshalb für Caterpillar ein spannender Markt bleibt. Das Vertrauen zueinander trägt auch dazu bei, dass die Produktpalette – wie zur bauma präsentiert – den besonderen Ansprüchen unserer deutschen Kunden in hohem Masse Rechnung trägt. Dazu gehören unter anderem die besonders sparsamen Maschinen der XE Generation. XE steht übrigens für Extrem Effizient. Das sind z. B. die Cat Radlader 966M XE und 972M XE, die Cat Bagger 336F XE und 352F XE, dazu zählt aber auch der Dozer D7E.

ABZ: Aufgrund der Ukraine-Krise bleibt der CIS-Markt weiterhin ein schwieriger Markt . . .

Gerstmann: Ja, das ist leider so. Da kommt eine politische Komponente hinzu, die wir auch spüren. Gegenüber den USA ist der russische Präsident Putin mit seinem Gebaren vorsichtig, damit die wirtschaftlichen Kontakte nicht ganz abbrechen. Trotzdem wirkt sich auf uns als Caterpillar Vertriebs- und Servicepartner natürlich die Krise in dieser Region empfindlich aus. So erwirtschafteten wir noch 2012 in diesem Wirtschaftsraum rund 800 Mio. Euro. Im vergangenen Jahr waren es nur 300 Mio. Leider konnten wir damit unser strategisches Wachstumsziel nicht realisieren. Mittelfristig wollten wir dort mehr als 1 Mrd. Euro umsetzen und waren auf gutem Weg. Wir hatten beim Marktanteil noch Luft nach oben und bei einem jährlichen Wachstum von 6 % auch noch weitere Perspektiven. Insgesamt wollten wir 2015 als Zeppelin Konzern einen Umsatz von rund 3 Mrd. Euro erzielen. Das Minus von 700 Mio. Euro durch diese Krisensituation tut uns natürlich weh.

Cat Kettenbagger 336F XE: Der erfolgreiche hydraulische Hybrid jetzt mit aktueller Stufe-IV-Technik.

ABZ: Cat und Zeppelin werben mit sparsamem Dieselverbrauch für ihre Technik. Welche Auswirkungen hat der aktuell niedrige Ölpreis auf diese Argumente?

Heidemann: Für den Bauunternehmer und auch für uns als Betreiber einer Flotte von rund 1200 Servicefahrzeugen ist das erstmals positiv im Sinne einer deutlichen Kostenreduzierung. Dass der niedrige Ölpreis aber auch Schattenseiten für die Wirtschaft mit sich bringt, habe ich bereits am Anfang unseres Gespräches ausgeführt. Des einen Freud, des anderen Leid.

In Bezug auf neue Antriebssysteme von Baumaschinen ist es uns wichtig, dass man zunächst eine umfassende Bedarfsanalyse macht. Denn nicht jede Technik ist für jeden Einsatz geeignet. So hat z. B. einer unserer Wettbewerber die Idee von Caterpillar mit dem stufenlosen CVT Automatikgetriebe für Radlader aufgegriffen und zum Serienstandard erklärt. Dazu fällt mir gerade ein Zitat von Oscar Wilde ein, nachdem Nachahmung die höchste Form der Anerkennung ist. Aber Spaß beiseite. Ich bin tatsächlich davon überzeugt, dass das CVT Getriebe für Radlader eine geniale Erfindung ist. Die Frage ist aber, ob ich diese Hightech-Variante für jeden Einsatz benötige oder ob es sogar für einige Arbeiten bessere technische Lösungen gibt. Unser Partner Caterpillar ist groß genug, um bei vielen Maschinen alternative Antriebssysteme anzubieten. Für kurze Ladespiele, also bspw. in der sogenannten Rückverladung oder bei der Überwindung von Steigungen empfehlen wir den Einsatz unserer XE Radlader mit CVT Getriebe. Wenn man jedoch das Material über längere Strecken im sogenannten Load-and-Carry-Betrieb in der Schaufel transportieren muss, dann ist der Wandler mit Direktstufe – und zwar genau in dieser Kombination – besser und wirtschaftlicher. Ich denke – und das möchte ich nochmals betonen – es ist äußerst wichtig bereits im Vorfeld zu überlegen, für welchen Einsatz der Kunde die Maschine benötigt. Ein anderes Beispiel ist der Hybridbagger, der dann besonders wirtschaftlich arbeitet, wenn ich den Oberwagen häufig schwenke, also z. B. beim Beladen von LKWs. Ist dies, z. B. im Rohrleitungsbau, nicht der Fall, dann ist die Standardvariante wahrscheinlich die bessere Alternative. Unser Ziel ist es immer die passende Lösung für die richtige Aufgabe anzubieten.

ABZ: Wie kommt die neue Motorengeneration eigentlich bei Ihren Kunden an?

Heidemann: Ich war mir am Anfang nicht sicher, ob unsere Kunden die großen Anstrengungen, die alle Hersteller von Motoren aufbringen mussten, honorieren werden, Als wir die ersten Maschinen mit der Stufe 3B auf den Markt brachten, war das auch so. Viele Kunden kauften noch Baumaschinen mit Motoren alter Bauart. Das hat sich jedoch komplett gewandelt. Heute wollen die meisten Baufirmen allerneueste Antriebstechnik, also Motoren der aktuellen Abgasstufe 4 haben. Der große Vorteil wird im niedrigen Kraftstoffverbrauch gesehen. Ein weiterer Faktor ist es, dass bspw. der Bauunternehmer aus Imagegründen möglichst umweltverträgliche Maschinen anbieten möchte.

Hinzu kommt, dass einige Auftraggeber, allen voran die deutsche Bahn, aber auch Kommunen und Länder, Technik mit der höchsten Abgasstufe bei der Auftragsvergabe zur Bedingung machen. Heute ist es fast schwieriger ältere, finanziell günstigere Technik zu verkaufen, auch wenn sie noch zugelassen ist, als die aktuelle.

Gerstmann: Gerade bei der Vermietung macht sich das bemerkbar. Die Kommunen fragen nach Maschinen, die hohen ökologischen Ansprüchen genügen. Unser ecoRent Mietprogramm ist deshalb sehr beliebt, weil es für Geräte mit hoher Energieeffizienz, sparsamem Kraftstoffverbrauch sowie geringen Schadstoff- und Geräuschemissionen steht. Damit gelingt es uns immer wieder, bei den Ausschreibungen ganz vorn zu sein. Der recht geringe Mehrpreis bei der Anmietung macht sich für unsere Kunden schnell bezahlt.

ABZ: Zum Topthema der bauma 2016 avancieren ohne Wenn und Aber die digitalen Trends. Keine Visionen mehr sind smarte Baumaschinen, die künftig den Charakter der Baustellen bestimmen. Wie sehen Sie für Ihr Unternehmen diese Entwicklung?

Heidemann: Das Baugewerbe in Deutschland ist eine Industrie mit langer Tradition. Aber selbst in der recht konservativen Baubranche hält nun die Digitalisierung in großen Schritten Einzug. Wir verkaufen heute bereits ein Drittel unserer Ersatzteile "online" über das Zeppelin Kundenportal. Auf der bauma werden wir zeigen, das man bei Zeppelin Baumaschinen, Baugeräte, Container und Zubehör jetzt auch online mieten kann. Bisher konnte der Kunde Maschinen nur per Internet anfragen aber nicht fest buchen. Das Buchen von Maschinen oder Bauequipment ist durch die Konfigurationsvielfalt deutlich komplexer, als bspw. das Mieten von Autos. Ab der bauma wird es möglich sein, Baumaschinen und jedes Baugerät je nach Art des Einsatzes zu konfigurieren und anschließend anzumieten. Die Maschinen sind dann exakt nach den Wünschen des Mietkunden ausgerüstet und stehen für den Einsatz bereit. Das sind aber erst die ersten Schritte. Wir möchten unseren Kunden innerhalb der nächsten drei Jahre die Möglichkeit bieten, alle gängigen Maschinen, Motoren, Arbeitswerkzeuge, Ersatzteile und Dienstleistungen auch digital abrufen zu können und zwar an jedem erdenklichen Ort und zu jedem Zeitpunkt. Unser digitales Angebot wird aber unser bisheriges Geschäft nicht ersetzen, sondern ganz im Gegenteil sinnvoll ergänzen. Wo der Weg hingeht zeigt bereits "klickrent", eine Initiative unseres Hauses. Egal, ob Sie eine Baumaschine für ein einmaliges Vorhaben benötigen oder Ihren Maschinenpark für einen längeren Zeitraum aufstocken wollen, "klickrent" bietet Mietern ein umfangreiches Angebot hochwertiger Baumaschinen und Baugeräte, die deutschlandweit sofort verfügbar sind. Wenn man so will, ein "Carsharing" für Baumaschinen. Das heißt, dass künftig die Kapazitäten von Baumaschinen deutlich besser genutzt werden können, als es heute der Fall ist. Auch unsere Wettbewerber können auf dieser Plattform ihre Maschinen anbieten. Neu ist auch, dass Baufirmen, die z. B. über einen längeren Zeitraum für ihre Baumaschinen keinen Einsatz haben, diese über "klickrent" anbieten können.

Cat Radlader 966M XE: Spart Kraftstoff mit stufenlosem, leistungsverzweigten Direktschaltgetriebe.Foto: Zeppelin

ABZ: Zur bauma 2013 war die Einführung der Motoren mit den Emissionsvorschriften Tier 4 final/EU Stufe 4 das Topthema. Was erwarten sie zum Thema Antriebstechnik zur Leistungsschau im April?

Heidemann: Es werden immer mehr Maschinen mit Stufe 4 Motoren und CVT- oder Hybridtechnologie dazu kommen. Waren es zur bauma vor drei Jahren immer nur einzelne Modelle je Hersteller, so hat längst eine Vielzahl von Baumaschinen mit der neuen Technologie in der Praxis bewährt. Neue Modelle zeigt Caterpillar unter anderem in Form der F-Serie bei den Baggern. Mobil- und Kettenbagger in Kurzheckversion, neue Minibagger und ein neuer Großbagger runden das Programm an Neuheiten ab.

ABZ: Ich weiß, dass Sie, eine Glaskugel besitzen, die symbolisch einen Blick in die Zukunft erlaubt. In einem früheren Interview waren Sie in Ihren Prognosen bis 2020 sehr optimistisch. Hat sich daran etwas geändert?

Gerstmann: Unsere optimistische Grundhaltung ist geblieben aber den veränderten Rahmenbedingungen in der CIS müssen wir Rechnung tragen. Wir setzen in Russland, in der Ukraine und den zentralasiatischen Staaten auf unser stabiles Servicegeschäft.

Was unsere Märkte in Deutschland, Österreich, Tschechien und der Slowakei anbelangt, so rechnen wir mit einem guten Jahr. Die bauma bietet uns eine einmalige Plattform, die Produktneuheiten von Caterpillar und die einzigartigen Serviceleistungen von Zeppelin zu präsentieren. Die deutsche Bauindustrie hat für die nächsten Jahre sehr gute Perspektiven. Das ist auch eine gute Voraussetzung für Zeppelin weiter zu wachsen.