Zeppelin Konzern zur bauma 2025

"Solche Fenster tun sich nur alle paar Jahre auf"

Matthias Benz, Vorsitzender der Konzerngeschäftsführung des Zeppelin Konzerns, erläutert im Interview mit ABZ-Chefredakteur Kai-Werner Fajga die Hintergründe der Übernahme des Cat-Servicegeschäfts von Pon, und wie die nahe Zukunft des Konzerns gestaltet werden soll.

Matthias Benz ist Vorsitzender der Konzerngeschäftsführung des Zeppelin Konzerns. Foto: Zeppelin

ABZ: Die zentralen Themen der bauma lauten unter anderem Klimaneutralität, vernetztes Bauen, nachhaltiges Bauen, alternative Antriebskonzepte und Mining Challenge. Wie stellt sich Ihr Unternehmen bezüglich dieser Themen zur bauma auf?

Benz: Die Themen Nachhaltigkeit und Effizienz werden die Überschrift der bauma 2025 für uns sein. Die Bauindustrie verursacht 36 Prozent des CO2-Ausstoßes in Deutschland – da muss man sich diesem Thema stellen. Das tun wir. Bei unseren Produkten sprechen wir beispielsweise über Elektrifizierung. Es geht aber auch um die nachhaltige Nutzung von Ressourcen im Service, zum Beispiel von Wasser. Und wenn wir uns das Thema Effizienz anschauen, dann geht es darum, die maximale Effizienz beim Betrieb unserer Maschinen zu erzielen. Gemeinsam mit Caterpillar sind wir mit den Produkten und Dienstleistungen, die wir anbieten, hierbei sicherlich gut aufgestellt.

ABZ: Wie beurteilen Sie die konjunkturelle Situation und Marktentwicklung in Deutschland, Europa und international auch hinsichtlich der Themen Elektrifizierung und Nachhaltigkeit?

Benz: Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass es "den" Baumaschinenmarkt nicht gibt. Wir haben die Tendenz, mit einer sehr eurozentrischen Brille auf die Themen zu schauen.

Aber die Welt ist größer. 33 Prozent des Marktes sind die USA, China hat 11 Prozent. Wenn man von der Baumaschinenbranche spricht, dann glaube ich, muss man in Regionen denken. In Deutschland, in Zentraleuropa, ist Elektrifizierung ein wichtiges Thema. Vor allem, wenn wir uns vergegenwärtigen, dass der elektrische Antrieb bei bestimmten Anwendungen wirklich Effizienzvorteile und Kosteneinsparungen bietet. Ich plädiere jedoch für Technologieoffenheit. Es gibt den richtigen Antrieb für den richtigen Einsatz und das sollten nicht Regularien bestimmen, sondern die mögliche Effizienz. Der Markt sollte entscheiden, für welchen Anwendungsfall er welches Gerät einsetzt. Da spielen auch Budgets eine Rolle. Wenn die öffentliche Hand knapp bei Kasse ist, wird man sich überlegen müssen, ob man sich gewisse Regulatorien in Zukunft noch leisten kann und will.

ABZ: Welche Erwartungen haben Sie an eine neue Bundesregierung?

Benz: Ich wünsche mir eine von der Vernunft geleitete Bundesregierung. Und zur Vernunft gehört, dass wir alles tun müssen, damit unsere Konjunktur wieder anspringt. Ich bin grundsätzlich der tiefen Überzeugung, dass man einen ordnenden Staat braucht – nicht einen lenkenden Staat. Sondervermögen sind bei der Bundeswehr aus meiner Sicht richtig. Für die Landesverteidigung muss man mehr tun, das ist geboten. Wenn es um Infrastruktur geht, glaube ich, muss man sehr genau schauen, wo das Geld investiert wird. Wenn ich das richtig gelesen habe, ist es zurzeit noch ein buntes Potpourri. Aber eines ist klar: Im Bereich Schiene, Straßenbau und Stromnetze müssen dringend Maßnahmen ergriffen werden. Das ist Zukunftssicherung. Aber Geld allein wird es nicht richten. Man muss auch die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen, zum Beispiel beschleunigte Planungs- und Gesetzgebungsverfahren. Wir müssen schauen, dass auch die Bürokratie angepackt wird, denn Geld alleine baut keine Gleise, Straßen und Brücken. Das muss ein Paket sein. Aber Impulse zu setzen, halte ich für richtig und wichtig.

ABZ: Ende 2024 hat Zeppelin bekannt gegeben, den Vertrieb und Service von Caterpillar Baumaschinen und Mietlösungen von Pon zu übernehmen. Es geht um die Länder Norwegen und die Niederlande. Wie kam es zu dieser Übernahme?

Benz: Solche Fenster tun sich nur alle paar Jahre auf. Pon ist an Caterpillar herangetreten, um diese Territorien zu veräußern. Den Zuschlag im Bewerbungsverfahren hat dann Zeppelin erhalten. Dass die Wahl auf uns fiel, ist das Ergebnis jahrzehntelanger guter Arbeit meiner Vorgänger und vieler, vieler Kollegen. Denn mit diesem Zuschlag setzt Caterpillar Hoffnungen und Erwartungen an Zeppelin, dass wir diese Gebiete weiterentwickeln. Für uns bedeutet das einen Zuwachs um 1,1 Milliarden Euro Umsatz und 2000 Mitarbeiter. Sobald die üblichen Genehmigungsverfahren und Anhörungen abgeschlossen sind, beginnen wir mit der Integration der zwei neuen Gebiete in das Zeppelin Netzwerk.

ABZ: Können Sie jetzt schon absehen, welche Folgen das für den Standort Deutschland haben wird?

Benz: Zeppelin wird einer der größten Caterpillar Dealer der Welt und damit deutlich internationaler. Mit den neuen Kolleginnen und Kollegen werden wir letztlich 12.000 Mitarbeiter zählen – 6000 davon, also die Hälfte, ist nicht deutschsprachig. Ja, das wird Auswirkungen auf die Kultur bei Zeppelin haben. Aber ich sehe es positiv: Das bietet neue Möglichkeiten für die Mitarbeiter. Möglichkeiten, zu wachsen und einen neuen Maßstab, das Volumen in Europa auch anders zu nutzen. Mit Blick auf die Integration als solche gilt die oberste Maxime, das Geschäft am Laufen zu halten. Wir werden uns nicht der Integration um der Integration Willen bemühen. Pon ist in beiden Gebieten mit einer hervorragenden Mannschaft sehr gut aufgestellt. Es gilt jetzt zunächst das zu integrieren, was wir integrieren müssen.

ABZ: Inwieweit verändert das Ihre strategische Planung in Europa?

Benz: Es verändert die strategischen Planungen nicht. Es gilt nach wie vor für uns, weitere Marktanteile in allen Territorien zu gewinnen und den Ausbau unseres Servicegeschäfts voranzutreiben. Das sind die zwei großen Stoßrichtungen im Bereich Baumaschinen. Bei Power Systems wollen wir im Bereich der dezentralen Energieversorgung noch einmal deutlich wachsen und uns eine Position erarbeiten, die wir heute noch nicht haben. Da sehen wir großes Potenzial, zum Beispiel in Schweden und Norwegen. Dort sind wir aus meiner Sicht heute unterrepräsentiert.

Wir sehen Wachstumspotenzial und der Zeppelin Konzern wird weiter wachsen: 5 Milliarden Euro Umsatz in 2025 ist jetzt ein wichtiger Meilenstein, aber da gibt es auch noch Luft nach oben. Für uns ist jedoch ganz entscheidend: Wachsen nicht um jeden Preis, sondern profitabel. Wir haben mit der Zeppelin-Stiftung einen stabilen Gesellschafter, der hinter uns steht und diesen Wachstumskurs ermöglicht und begleitet. In diesen Zeiten ist es wichtig, auf einem guten Fundament zu stehen.