Wacker Neuson auf der bauma

"Wir wollen unsere Besucher elektrisieren"

Alexander Greschner, CSO von Wacker Neuson, und Martin Lehner, CEO von Wacker Neuson (v. l.). Foto: Bachmann

"Electrified" lautet das Motto der Wacker Neuson Group auf der diesjährigen bauma in München. Die Elektromobilität wird dabei ein wichtiger, jedoch nicht der einzige Schwerpunkt des Messeprogramms sein, wie CEO Martin Lehner und CSO Alexander Greschner im Gespräch mit ABZ-Chefredakteur Robert Bachmann erklärten.

ABZ: Herr Lehner, Herr Greschner, mit welchen Erwartungen gehen Sie in das bauma-Jahr 2019?

Lehner: Grundsätzlich starten wir mit sehr positiven Erwartungen ins Jahr 2019. Unsere Auftragsbücher sind gut gefüllt und auch in den letzten Monaten waren die Auftragseingänge auf hohem Niveau. Die Stimmung ist in nahezu allen Regionen, in denen wir aktiv sind, ausgesprochen gut. Wir sehen bspw. in den USA weiterhin eine positive Entwicklung. Dort sind wir sehr erfolgreich mit unserem lokal gefertigten Skid Steer Lader, den wir mittlerweile in einer breiten Produktpalette anbieten, mit der wir dort etwa 80 % der Marktanforderungen abdecken können. 

Auch für den chinesischen Markt sind wir sehr optimistisch. Dort haben wir im vergangenen Jahr ein neues Werk in Betrieb genommen, bauen nun sukzessive das dort entwickelte und produzierte Kompaktmaschinenprogramm aus und haben zudem die zuvor in den Philippinen ansässige Produktion unseres Baugerätesortiments für den asiatischen Markt nach China transferiert. Das alles läuft sehr gut an; auch unsere Kooperation mit John Deere, die wir für die Produktion von Kompaktbaggern unter der Marke „Deere“ für die Märkte China, Australien sowie ausgewählte südostasiatische Länder geschlossen haben.

In Europa sind wir mit unserem schlagkräftigen Direktvertriebsnetz und unserer starken Händlerorganisation generell sehr gut aufgestellt. Auch hier sehen wir weiterhin eine ungebrochen gute Entwicklung. Wenn man sich den Geschäftsklimaindex für das Bauhauptgewerbe anschaut, dann ist dieser zwar etwas zurückgegangen, aber immer noch auf einem sehr hohen Niveau.

Auch der elektrisch betriebene Raddumper DW15e mit Allrad-Antrieb wird auf der bauma präsentiert.

ABZ: Welche Schwerpunkte hat sich die Wacker Neuson Group für diesjährige bauma gesetzt?

Greschner: Unser Messemotto lautet „Electrified“, also „elektrisierend“. Wir wollen unsere Gäste auf der Messe anstecken, sowohl auf emotionaler als auch fachlicher Ebene. Im Fokus steht natürlich unsere Zero Emission-Serie, die wir pünktlich zur Messe mit einem neuen Bagger und weiteren Verdichtungsprodukten ergänzen werden. Mit diesen Produkten sind wir seit nunmehr fünf Jahren am Markt – mittlerweile in der dritten Batteriegeneration – und werden auf der bauma einmal mehr zeigen, dass wir hier eine ganzheitliche Lösung für kleine und mittlere Baustellen anbieten. 

Ein Schwerpunkt wird auch die Digitalisierung sein. Dabei wollen wir Digitalisierung nicht zum Selbstzweck machen, sondern als integrierte Lösung für unsere Kunden bieten. Maschinendaten sind dabei sicherlich ein wichtiges Thema, es soll aber nicht darum gehen, Kunden Telematik zu verkaufen, vielmehr wollen wir neue Möglichkeiten der Wertschöpfung und Produktivitätssteigerung aufzeigen und erlebbar machen. 

Ein Thema wird bspw. auch die Wacker Neuson Onsite Box sein, eine Containerlösung die wir bereits auf der GaLaBau im vergangenen Jahr angekündigt haben. Darin sehen wir eine Möglichkeit, die Prozesse zwischen uns und dem Kunden durch intelligente mobile Apps deutlich effizienter zu gestalten und so die Verfügbarkeit von Maschinen auf der Baustelle zu steigern. Das Ganze zeigen wir in einer Zero Emission-Variante, also einem Container, der verschiedene Produkte aus unserem Zero Emission-Programm sowie Möglichkeiten zum Laden der Batterien beinhaltet. Das Konzept eröffnet darüber hinaus zahlreiche Ausstattungsvarianten, mit denen wir letztlich das Ziel verfolgen, die kurzfristige Verfügbarkeit von Maschinen auf der Baustelle zu steigern.

ABZ: Auch beim Wettbewerb rückt das Thema Elektromobilität zunehmend in den Fokus . . .

Lehner: Wir sehen das keineswegs negativ. Vielmehr bestätigt uns diese Entwicklung in unserer Entscheidung für die Elektromobilität, die wir bereits vor einigen Jahren getroffen haben. Wenn man sich die Industrie einmal ansieht, speziell den Geräte-Bereich im Do-it-yourself-Segment, dann hat sich hier in den vergangenen Jahren enorm viel getan. Wir sind der festen Überzeugung, dass sich die Batterie-Technologie im Baugeräte-Bereich und im Bereich der kleinen Kompaktmaschinen sehr schnell durchsetzen wird. Das zeigt nun auch der Wettbewerb, der jetzt mehr und mehr mit entsprechenden Lösungen aufwartet. Wir sehen das sehr positiv, weil sich damit auch die Überzeugungsarbeit bei den Kunden, die nach wie vor geleistet werden muss, auf mehrere Schultern verteilt.

Gleichzeitig haben wir den großen Vorteil, hier bereits über fünf Jahre Erfahrung zu verfügen. Zudem sind wir der einzige Anbieter, der dem Kunden ein Komplettprogramm an Zero Emission-Maschinen für kleine bis mittlere innerstädtische Baustellen zur Verfügung stellen kann. Das wird künftig an Bedeutung noch zunehmen, wie auch die große Diskussion bezüglich der Luftreinhaltung in den Städten zeigt.

Greschner: Die öffentliche Wahrnehmung hat sich deutlich gewandelt. Als wir vor rund fünf Jahren in das Thema eingestiegen sind, war noch deutlich weniger Sensibilität für emissionsfreie batteriebetriebene Baugeräte und -maschinen  vorhanden. Wenn nun der Wettbewerb und auch die Auftraggeber mehr und mehr auf Elektromobilität setzen, dann hat das für uns zusätzlich den sehr positiven Nebeneffekt, dass sich auch die Peripherie mitentwickelt. Die Stromversorgung war bspw. vor fünf Jahren noch ein ganz anderes Thema als heute. Je mehr Hersteller da jetzt mitziehen und dabei helfen, Standards in der Baumaschinenindustrie zu schaffen, umso schneller kommen auch wir in diesem Bereich voran.

 

Für uns ist die Umweltverträglichkeit sicher ein zentraler Aspekt. Ein ganz wichtiger Punkt, den wir bei unserer Zero Emission-Serie verfolgen, ist aber auch das Thema Wirtschaftlichkeit. Hier sind wir mit unseren elektrischen Maschinen bereits sehr weit gekommen. Auch deshalb, weil diese Geräte deutlich weniger Wartung benötigen.

Im Fokus stehen u. a. diverse Neuzugänge zur emissionsfreien Produktpalette von Wacker Neuson wie der Zero Tail-Minibagger EZ17e. Foto: Wacker Neuson

ABZ: Gibt es bei Wacker Neuson Überlegungen, auch andere alternative Antriebstechnologien ins Visier zu nehmen?

Lehner: Wir prüfen im Grunde permanent verschiedene Alternativen. Ich glaube, dass wir über die gesamte Baumaschinen-Palette hinweg in der Zukunft ein viel differenzierteres Bild sehen werden. Der elektrische Antrieb ist nicht die Allheillösung für alle Produktgruppen. Ich denke, wir werden in der Baumaschinenindustrie künftig verschiedenste Formen alternativer Antriebe sehen – Hybridantriebe, synthetische Kraftstoffe etc., weiterhin aber auch den effizienten Dieselantrieb, dessen Entwicklung noch lange nicht an seine Grenzen gestoßen ist. Ich finde es generell sehr positiv, dass jetzt auch in Deutschland eine sehr kritische Diskussion zur Ermittlung und rechtlichen Festlegung von entsprechenden Grenzwerten stattfindet. Wichtig ist, in dieser Auseinandersetzung sachlich zu bleiben. Den Diesel generell zu verteufeln, wäre aus meiner Sicht falsch. Schließlich wurden in den letzten 15 Jahren die Emissionen der Dieselmotoren im Land- und Baumaschinenbereich um über 95% reduziert.

 

ABZ: Welche maschinellen Highlights dürfen wir auf der bauma nicht verpassen?

Greschner: Wir werden u.a. unsere Zero Emission-Serie mit zusätzlichen Verdichtungsprodukten ergänzen. Interessant für den Nutzer ist dabei unser modulares Batteriekonzept, das es erlaubt, mit derselben Akkulösung alle unsere Baugeräte zu betreiben. Dabei werden wir auch im Bereich der Betonverdichtung neue Lösungen mit Elektroantrieb zeigen. Im Kompaktmaschinen-Segment kommen zusätzlich ein Raddumper, sowie ein 1,7 t Minibagger hinzu.

Ansonsten werden zahlreiche Neuheiten im Kompaktmaschinenbereich zu sehen sein. Bei diesen wird auch bei uns die Umstellung auf die Motoren der Stufe V ein wichtiges Thema sein. Das begreifen wir jedoch nicht allein als Motorisierungsaufgabe, sondern wir wollen hier das digitale Potenzial dieser neuen Motorengeneration nutzen und passend dazu neue Service-Produkte anbieten. Konkret geht es dabei um zwei Service-Pakete: „WeCare“ und „EquipCare“. Basierend auf den neuen Motorentechnologien, Telematikdaten, web-basierten und mobilen Applikationen bieten wir hier einen neuen Serviceansatz, bei dem wir unsere Kunden auf Wunsch proaktiv bei der Wartung und Reparatur ihrer Maschinen unterstützen.

Im Radlader-Segment steht die Einführung unseres neuen Laders in der 9 t-Klasse im Fokus, den wir auf der bauma in einer knickgelenkten Version (Wacker Neuson) und in einer Allrad-gelenkten Version (Kramer) zeigen werden.

Ein weiterer Schwerpunkt wird auf unserem neuen Dual View Dumper liegen. Zwar ist der Dumper an sich auf dem deutschen Markt eher noch ein Nischenprodukt, jedoch in vielen europäischen Märkten schon weit verbreitet. In diesem Bereich haben wir auf der letzten bauma eine Studie für ein neues Maschinenkonzept vorgestellt, bei dem der Fahrerstand im laufenden Betrieb um 180° gedreht werden kann, sodass der Fahrer immer vorwärts fahren kann und damit optimale Sichtverhältnisse hat. Wir haben den Dual View Dumper Ende des vergangenen Jahres in England eingeführt. Nun zielen wir auch auf den deutschen Markt, wo wir v.a. im Straßenbau ein großes Interesse und Potenzial für diese Technologie sehen.

Ein Schwerpunkt wird zur bauma auf dem neuen Dual-View-Dumper liegen. Mittels drehbarem Fahrerstand hat der Bediener immer beste Sicht.

ABZ: Auf dem Wacker Neuson Universe haben Sie im vergangenen Jahr noch viele weitere Konzepte aus dem Bereich der Digitalisierung gezeigt – Stichwort Virtual- und Augmented Reality, 3D Druck etc. Werden wir auch davon auf der bauma mehr sehen?

Greschner: Definitiv! Wir haben neben dem Zero Emission Boulevard für die elektrischen Produkte einzelne Bereiche für diese Themen geschaffen. Dort wollen wir zeigen, wie wir entwickeln und unsere Kunden in diesen Prozess miteinbeziehen. Mittels VR und AR sind wir bspw. in der Lage, unseren Kunden sehr früh in der Entwicklung Bilder und Eindrücke von den Produkten zu geben und so früh wie möglich wertvolles Feedback zu erhalten. Wir können Sichtverhältnisse aus Kabinen simulieren, Bedienkonzepte und ergonomische Gegebenheiten anschaulich darstellen u.v.m.

Ein weiteres Thema ist die Datenübertragung auf smarte Datenbrillen. Hier werden optische Informationen in das Sichtfeld des Nutzers eingeblendet. Dabei geht es v.a. um Serviceideen, bspw. dass sich Experten aus der Ferne über eine Datenbrille dem Techniker vor Ort an der Maschine zuschalten und so bei der Problembehebung unterstützen können.

Der 3D-Druck ist v.a. eine Technologie, die uns in der Entwicklung heute deutlich beschleunigt, indem wir etwa Prototypen schnell und wirtschaftlich herstellen können. Zusammen mit unseren Kunden gilt es nun, weitere Einsatzmöglichkeiten zu diskutieren, bspw. inwiefern der 3D-Druck auch im Ersatzteilbereich eine relevante Lösung darstellen kann.