Technische Entwicklung beschleunigt Neueinführungen

Elektrische Baumaschinen starten, um den Markt zu erobern

Einer der ersten komplett elektrisch angetriebenen Radlader auf dem Markt ist der Kramer 5055e. Dafür gab es den Bauma Innovationspreis.Foto: Neue Landschaft

Vollelektrisch angetriebene Radlader, Kompaktbagger und Multifunktionslader schicken sich an, den Baumaschinenmarkt zu erobern. Das verdeutlichte die im April zu Ende gegangen Weltleitmesse für Baumaschinen, die Bauma 2016. Vier namhafte Hersteller präsentierten auf dem Münchener Messegelände ihre ersten emissionsfreien und leisen E-Maschinen. Weitere Produzenten wollen demnächst nachziehen.

Vorangetrieben wird das Angebot der E-Baumaschinen durch die technische Forschung und Entwicklung. Nach einer Studie des Fraunhofer Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) in Karlsruhe werden die neuen Speichermedien für elektrische Energie innerhalb weniger Jahre immer leistungsfähiger. In den nächsten zwei Jahren sollen Lithium-Ionen-Batterien ihre Leistungsfähigkeit verdoppeln, bis 2020 sogar verdreifachen. Dafür steht eine vom Bundesforschungsministerium initiierte Innovationsallianz, die über 60 Partner aus Industrie und akademischer Forschung vereint. Ein Industriekonsortium zu dem Unternehmen wie BASF, Bosch, Evonik, Li-Tec und VW gehören, hat sich verpflichtet, in den nächsten Jahren 360 Millionen Euro für die Forschung und Entwicklung an Lithium-Ionen-Batterien zu investieren. Hinzu kommen Fördermittel der Bundesregierung in Höhe von 60 Millionen Euro.

Vollelektrischer Radlader erhält Innovationspreis

Einer der ersten komplett elektrisch angetriebenen Radlader auf dem Markt ist der Kramer 5055e. Im vergangenen Monat erhielt sein Hersteller, die Kramer-Werke GmbH in Pfullendorf, den Bauma Innovationspreis in der Kategorie "Maschine". Der Fahrantrieb und die Arbeitshydraulik der allradgelenkten Maschine werden von jeweils einem Elektromotor angetrieben, wobei der Motor für die Arbeitshydraulik immer nur so viel Kraft liefert, wie gerade gebraucht wird. Leistungsparameter, Geländegängigkeit und Bedienkomfort entsprechen dem dieselgetriebenen Modell.

Das gilt auch für den knickgelenkten Wacker Neuson Radlader WL20e, der zeitgleich in München vorgestellt wurde. Für beide Lader gilt: Weil sie einen extrem niedrigen Geräuschpegel haben, können sie auch in lärmsensitiven Bereichen problemlos verwendet werden. Sie eignen sich für den Einsatz überall dort, wo Nerven geschont werden sollen und Emissionen unerwünscht sind.

Das gilt beispielsweise für Krankenhäuser, Alten- und Pflegeheime, Kitas und Schulen, aber auch für Kurorte. Zudem sind die Wartungskosten des Laders geringer als bei herkömmlichen Maschinen, weil die Elektromotoren weitgehend verschleißfrei arbeiten.

Der Bobcat E10 ist die elektrische Version des gleichnamigen Mikrobaggers E10 mit einer Tonne Betriebsgewicht.Foto: Neue Landschaft

Akku reicht bis zu fünf Stunden, mit Pausen länger

Je nach Einsatzgebiet und Auslastung des 5055e und des WL20e reicht eine Akkuladung für einen Arbeitseinsatz von bis zu fünf Stunden, mit Pausen für einen ganzen Arbeitstag. Die Ladezeit der Maschine beträgt je nach Option zwischen drei und sechs Stunden, sodass die Maschine in der Nacht aufgeladen werden kann. Noch wird der Lader mit einer Blei-Säure-Batterie angetrieben. Für die kommenden Jahre garantiert der Hersteller regelmäßige Akku-Updates, die sich am Stand der Technik orientieren und den Radlader so immer leistungsfähiger machen werden.

Der Bobcat E10 ist die elektrische Version des gleichnamigen Mikrobaggers E10 mit einer Tonne Betriebsgewicht, einem der beliebtesten Modelle in der Kompaktbagger-Baureihe des Herstellers. Noch ist er ein Prototyp. In der zweiten Jahreshälfte 2017 wird er auf den Markt kommen. Der Mikrobagger arbeitet schadstofffrei und mit einem ausgesprochen niedrigen Geräuschpegel. Der Emissions-Schalldruckpegel am Arbeitsplatz beträgt 64 dBA. Sein Lithium-Ionen-Akku ermöglicht einen Einsatz von zwei bis drei Stunden. Aufgeladen ist sein Akku in weniger als einer Stunde.

Ein Prototyp ist auch der vollelektrische Multifunktionslader Avant e5 aus dem Hause Avant Tecno. Im April 2017 soll er auf den Markt kommen. Der Lader e5 liefert in die gleichen technischen Fähigkeiten wie die traditionelle 500 Serie.

Vollelektrische punkten mit hoher Wirtschaftlichkeit

Auch dieser Lader verfügt über zwei Elektromotoren: Einen zum Antrieb der Maschine und einen für den Auslegerbetrieb des Laders und die Zusatzhydraulik. Bei Vorführungen auf der Bauma in München lief die Maschine fast geräuschlos. Die Maschine verwendet eine Blei-Säure-Batterie. Die Betriebszeit des Avant e5 ist nach Herstellerangaben abhängig von der Art der Arbeit, die er ausführt. Innerhalb von fünf Stunden ist der Akku voll aufgeladen. 80 Prozent der Ladung erreicht er in drei Stunden. Der Multifunktionslader kann überall, wo eine 220 Volt /10 A-Steckdose zur Verfügung steht, seine Batterie aufladen.

Die vollelektrischen Baumaschinen punkten mit hoher Wirtschaftlichkeit. Kramer und Wacker Neuson verkaufen ihre Radlader zum gleichen Preis wie das dieselgetriebene Modell. Lediglich der Akku muss mit 4000 bis 7000 Euro extra bezahlt werden. Dafür aber ist die elektrische Energie deutlich preiswerter zu bekommen als der Dieselkraftstoff. "Die zunächst höheren Investitionskosten werden durch deutlich niedrigere Unterhaltskosten in kurzer Zeit amortisiert", verspricht der Hersteller.

E-Maschine zum gleichen Preis wie Dieselbetriebene

Avant Techno will seinen vollelektrischen Avant e5 sogar zum gleichen Preis verkaufen wie das entsprechende Dieselmodell. Der Akku ist in diesen Preis bereits eingeschlossen. Damit wird der Amortisationszeitraum noch einmal deutlich abgekürzt. Die Preisgestaltung für den vollelektrischen Bocat 10E steht noch nicht fest. Auf Dauer würden die Kosten der Akkus sinken und sich in günstigeren Preisen niederschlagen, sagt Alexander Greschner, Managing Director bei Wacker Neuson: "Für die Verdreifachung der Leistung wird nur noch die Hälfte bezahlt werden müssen."

Verschiedene andere Baumaschinenhersteller stehen in den Startlöchern, um ebenfalls vollelektrisch getriebene Baumaschinen auf den Markt zu bringen. Caterpillar bietet nach eigenen Angaben "gegenwärtig noch keine E-Baumaschinen an", arbeitet aber an "verschiedenen zukunftsträchtigen Modellen". Volvo Construction Equipment arbeitet am Kurzheckbagger GaiaX. Seine wiederaufladbaren Batterien sind für einen ganzen Arbeitstag konzipiert. Das Konzept ist zwar auf 2030 ausgerichtet, verschiedene innovative Merkmale des GaiaX finden jedoch bereits früher Verwendung in Volvo-Maschinen. cm