Avant Tecno

"Wir haben seit 2018 den Umsatz verdoppelt"

Jörg Majoli (Geschäftsführer bei Avant Tecno) ist stolz darauf, dass sein Unternehmen die Krisen bisher gut überstanden hat und weiterhin lieferfähig bleibt. Foto: Avant Tecno

ABZ: Herr Majoli: Wie hat die Pandemie Ihr Unternehmen betroffen?

Majoli: Die Fakten sagen, dass wir gesamt gewachsen sind, in verschiedenen Segmenten unterschiedlich. In dem Sinne hat uns Corona bis heute weniger getroffen. Wir haben seit 2018 den Umsatz verdoppelt. Der gesamte Kompaktmaschinen-Bereich läuft sehr gut. Wir sind als Unternehmen sowohl in Finnland in der Produktion und Entwicklung wie auch hier in Deutschland sehr gut aufgestellt. In Deutschland arbeiten wir mit über 50 Händlern zusammen, mit mittlerweile mehr als 150 Standorten. Also für uns läuft es ohne Einschränkungen sehr gut. Mit diesen Partnerschaften sind wir sehr glücklich und das schon sehr lang.

ABZ: Und wie waren Sie auf Messen vertreten?

Majoli: Im letzten Jahr waren ja noch die Platformers' Days, das war so mehr oder weniger die erste Messe und sehr erfolgreich. Da muss man auch betonen – in der Vorbereitung und Abwicklung ist die Messe Karlsruhe als Team vorbildlich. Wir haben dann an ein, zwei Online-Messen teilgenommen, aber das war, ich würde eher sagen, nicht unser Bereich. Es ist einfach so, dass der Kunde in dem Bereich von Investitionsgütern doch sehen, anfassen, fühlen und die persönliche Beratung haben will.

 

Die Kunden kommen hierher zu uns und wir sind auch sehr viel vor Ort bei den Kunden. Wir haben das immer entsprechend vorbereitet mit den Hygiene-Maßnahmen. Abstand, Maske, Handreinigung, all diese Dinge, haben wir immer dabei, Handreinigung schon seit 2019. Mit Kunden sind wir ja meistens im Freien, sodass 3 Meter Abstand immer möglich sind. Von daher waren wir da zwar auch eingeschränkt, aber wir konnten doch sehr viele Termine persönlich wahrnehmen – und das haben wir immer entsprechend der Gesundheitsregeln durchgeführt.

Es gab aber auch Termine wo der Kunde abgesagt hat oder wo es dann nicht ging. Wir haben auch Corona-Kranke im Unternehmen gehabt, aber wir waren immer so aufgestellt, dass das alles gut funktioniert hat. Klar, wir mussten auch Abstände im Büro einhalten. Da haben wir einiges umbauen und verändern müssen. Wir haben ein paar Mitarbeiter, die im Homeoffice waren. Wir können aber nicht so viel im Homeoffice beschäftigen, denn bei uns sind viele Arbeiten nur vor Ort zu machen.

ABZ: Dann mussten Sie also eher weniger alternative Arbeitsabläufe organisieren?

 

Majoli: Das haben wir schon ausgebaut. Auf der einen Seite haben wir unseren Büro-Ablauf digitalisiert, sodass man nun vieles online arbeiten kann. Die andere Seite ist die, dass wir natürlich über die sozialen Medien, Instagram, Facebook, YouTube, unsere eigene Homepage, sehr viel ausbauen und präsentieren. Die jüngere Generation informiert sich heute mehr online. Das finale Geschäft läuft immer noch Mensch zu Mensch auf Augenhöhe. Die Präsenz online wurde in den letzten Jahren eher ein bisschen vernachlässigt wurde und das haben wir stärker ausgebaut. Aber für uns oder für den Endkunden ist es schon immer wichtig, Maschinen zu sehen und zu testen. Wir reden da über Investitionsgüter von 15- bis 60.000 bei einer Maschine plus Anbau Geräte. Das sind auch schon mal Aufträge für 100- und 250.000 dabei und der Kunde will doch sehen wie es funktioniert. Das geht nur bei einer Präsenz, auch mit 3, 4 Metern Abstand im Freien. Der Endkunde kann die Maschine wirklich testen und fahren bevor er sich entscheidet. Das konnten wir nicht grenzenlos machen, aber es war zu großen Teilen realisierbar.

 

ABZ: Anfassen geht dann doch am besten auf der Messe. Wie schätzen Sie denn das Messejahr 2022 ein?

 

Majoli: Für uns war es schon sehr stark. Unsere Händler hatten einzelne Veranstaltungen. Wir waren auf der TiefbauLIVE, wir waren auf der FORST live, wir waren auf der RETTmobil in Fulda. Wir haben im Mai 14 Veranstaltungen gemacht. Es war wirklich sehr großes Interesse da. Es ist schon so, dass der Messebesucher, der jetzt nur schauen will, eher nicht geht. Aber der, der Interesse hat, der wirklich sagt: ich brauche etwas, um mir die Arbeit zu erleichtern, der geht schauen – und das erwarte ich auch für den Rest des Jahres. Wir haben jetzt noch einige Hausmessen von Kunden. Da erwarten wir auch was, die sind schon sehr groß. Wir waren auch auf der GaLaBau und nun kommt die bauma.

 

Ich finde es unglücklich, dass man die bauma in den Herbst verlegt hat. Also warum das gekommen ist, dass man die AGRITECHNICA vom Herbst auf das Frühjahr verschoben hat und die bauma vom Frühjahr in den Herbst, habe ich nicht verstanden und nie eine Antwort bekommen. Die AGRITECHNICA ist eine Messe, die in Hallen stattfindet und die bauma findet zu gut 50 bis 60 Prozent im Freien statt. Das hat uns jetzt für die bauma vor neue Herausforderungen gestellt, weil Ende Oktober kann es natürlich auch die ganze Woche regnen. Da haben wir jetzt ein Zelt angemietet, damit wir auch draußen im Trockenen sind.

Und ja, die GaLaBau fand ich noch etwas spannend, weil da eigentlich viele abgesagt hatten. Also viele Hersteller kamen nicht. Wir waren dort, weil wir immer noch sehen, dass das für uns im Bereich Deutschland einfach eine sehr wichtige Messe ist. Es kommen die Kommunen, die Garten-Landschafts-Bauer und die Golfplatz-Bauer. Also es ist schon eine Messe für unsere Klientel, die sehr wichtig ist und deswegen gehen wir hin. Die Resonanz war mehr als groß. Ich gehe davon aus, dass die bauma uns sicher, gerade am letzten Wochenende, weniger "Biertouristen" bringt sondern wirklich mehr Fachpublikum.

Als Avant international ist es für uns ein großes Meeting, um einfach mit vielen unserer Importeure und Händler, der Avant-Familie, zusammen zu sein. Wir präsentieren auch wirklich Neuheiten und von daher sehen wir das schon als ein internationaler Branchentreff. Für uns als Avant-Gruppe, als finnische Gruppe, die wichtigste Messe.

ABZ: Wie groß wird denn dann der Messestand werden? Sie sprachen bereits von einem Zelt.

 

Majoli: Also auf der bauma haben wir jetzt knapp 600 Quadratmeter, in der Nähe von Liebherr. Wir haben Container und ein Zelt aufgestellt, damit wir unsere Produkte ausstellen können. Ende Oktober Indian Summer mit schönem Wetter oder kalter nasser Herbst mit Schauern. So haben wir uns entsprechend aufgerüstet. Wobei, das Zelt ist von einem Avant-Kunden. Damit ist die Investition in einem verträglichen Rahmen.

 

ABZ: Welche neuen Produkte werden Sie denn auf der bauma vorstellen, dürfen Sie das schon verraten?

 

Majoli: Also den 645i und den 650i hatten wir auf der GaLaBau präsentiert. Das war der Höhepunkt des Messeauftritts. Dabei handelt es sich um zwei neue Produkte, die in ihrer Klasse mit dem sicherlich stärksten Motor mit der stärksten Leistung zurzeit auf dem Markt sind. Wir liefern die auch aus, die ersten Maschinen im September. Bedingt durch dieses Stage V wurden ja die alten Motoren runtergenommen, das heißt, da ist die Leistung minimiert worden. Und mit diesen beiden Modellen haben wir einfach wieder einen kraftvollen, starken Motor und sicher in der Klasse die Stärksten. Und das ist schon was Besonderes. Wir hatten die Maschine im letzten Jahr schon mal hier bei uns getestet. Sie hat uns alle begeistert, muss ich sagen und da erwarte ich mir viel davon. Und dann gibt es noch die Anbauteile.

 

Wir bringen ja immer neue wie diesen Power-Rechen, den wir in Deutschland schon vor zwei Jahren mal vorgestellt haben. Jetzt haben wir den auf Wunsch eines Kunden hierher geholt. Der läuft in Amerika und in England sehr gut, aber in Deutschland war die Nachfrage nicht da und jetzt haben wir die Richtung, also das ist für Wald, Wirtschaftsweg, Radwege, so rund um den See. Und so weiter. Um die aufzubereiten, ist das ein ganz tolles Gerät. Also es ergänzt jetzt stark unsere mittlerweile über 200 Anbaugeräte weiter. Das ist auch so ein Thema, gerade im Wegebau. Und für die bauma, da wird noch was kommen. Das halten wir uns im Moment noch etwas bedeckt. Es wird im Bereich der Arbeitsbühnen eine Leguan-Arbeitsbühne geben, die 22 Meter hoch kommt und auch noch mit einem 3,5-Tonnen-Hänger verfahren wird. Das sind so die Dinge, die ich heute schon sagen kann. Das Highlight auf der bauma wird AVANT POWER sein. E-Mobilität ist das Thema, neue Akkutechnologie. Lassen Sie sich überraschen.

ABZ: Was können Sie uns über Ihre Entwicklungen für das kommende Jahr berichten?

 

Majoli: Das ist sehr, sehr schwierig, weil wir jetzt gerade auf das fokussiert sind, was wir in diesem Jahr bringen. Wenn wir es schaffen, das zur bauma fertig zu haben, wird das schon ein Highlight. Und es muss fertig werden. Grundsätzlich arbeiten wir immer an Ideen und Entwicklungen, in Finnland und hier. Unsere Kunden und deren Anforderungen hören wir uns genau an. Die Testbereiche laufen bei uns immer mit viel Engagement. Fast 24/7.

 

Wir sind derzeit immer in der Situation, dass wir schauen müssen, dass unsere Zulieferer auch entsprechend liefern können. Bis jetzt haben wir immer noch fristgerecht liefern können. Also wenn Sie heute was Neues bestellen, hat Ihr Händler etwas da. Wenn es gar nicht passt dann wird es nächstes Jahr im Juni bis wir liefern Also so weit sind wir schon ausverkauft, mehr oder weniger. Die Händler vor Ort haben bestellt bis Ende 2023. Wir sind in einer guten Situation, aber da müssen wir schauen, wie das in der gesamten Liefersituation, die ja derzeit immer schwieriger wird, weiter funktioniert. Aber bis jetzt, wie gesagt, gehören wir laut unseren Händlern oder unseren ganzen Partnern zu den besten der Branche. Wie gesagt, was wir dann nächstes Jahr bringen, das ist noch ein bisschen im Test und noch nach außen verborgen, aber es wird sicher neues von Avant geben. Die Thematik Verfügbarkeit von Komponenten wird uns weiter zusätzlich beschäftigen Sie kriegen manchmal noch nicht mal mehr Hydraulik-Schläuche, obwohl wir die ja von den Größten bekommen. Das ist schon ein sehr schwieriges Thema.

ABZ: Es gibt also Lieferkettenprobleme bei Avant?

 

Majoli: Wir sind immer noch sehr stark lieferfähig. Gleichzeitig merken wir derzeit, dass schon mal das eine oder andere drei, vier Wochen später kommt. Was immer noch gut ist. Aber ich habe schon Befürchtungen, dass es noch schlechter wird.

 

Das weiß halt keiner. Das ist ja derzeit das große schwarze Fragezeichen. Dazu kommt ja das Thema, Teuerung. Stahl teurer, Kunststoff teurer, Transporte, Herstellungskosten. Das sind alles so Dinge, die eine Wirkung haben. Von daher wird der Markt nächstes Jahr eher etwas abnehmen, was den Direkt- oder Endverkauf betrifft. Parallel wird das Mietgeschäft steigen. Das heißt unser Geschäft wird in etwa gleich bleiben und dann muss man mal schauen. Ich sehe schon eine wirtschaftliche Krise für 2023 gleichzeitig nicht so drastisch wie es uns in den News verkauft wird.

ABZ: Wenn Sie die bauma organisieren würden, was würden Sie dann bei der Messe hinzufügen, verändern, weglassen, beziehungsweise anders machen?

 

Majoli: Klarer Appell an die Hotels: 380 Euro für ein Hotelzimmer im Schnitt, das ist Irrsinn. Das ist arrogant. Da muss man neu denken. Auch die Anforderungen oder Regelwerke der Messe selber werden größer, umfangreicher, teurer. Die Schmerzgrenzen sind überschritten. Wer wird sich das noch leisten wollen? Neu denken, überdenken und Sinnhaftigkeit prüfen. Es ist persönlich meine zwölfte bauma. Es ist immer noch faszinierend, gleichzeitig wird hier ein Zenit überschritten im Verhältnis Kosten zu Aufwand.

 

ABZ: Wie lange müssen Sie sich denn mit Ihrem Unternehmen und Ihren Mitarbeitern auf die bauma vorbereiten?

 

Majoli: Nach der bauma ist wirklich vor der bauma. Damit beginnt die Planung und Buchung drei Jahre vorher. Ein Jahr vorher geht es dann in die Verfeinerung. Konkret dann neun Monate vorher in die Tiefe gehen und sich den Tatsachen stellen und umplanen bis dann alles steht. Und derzeit ist es noch enger auf Grund von immer wieder neuen Verordnungen. Also, es gibt so viele Dinge zu planen zu ändern, aber das Grundkonzept steht schon direkt nach der vorherigen bauma.