Bomag

Bereit für die emissionsfreie Zukunft im Straßenbau

Ralf Junker: "Unsere Besucher auf der bauma sind herzlich eingeladen, mit uns über die Alternativen zum Diesel-Antrieb zu diskutieren.Fotos: Bomag

Mit zahlreichen neuen Maschinen und Konzepten zeigt Bomag auf der bauma, wie das Unternehmen seine Kunden bei aktuellen und künftigen Herausforderungen auf der Baustelle unterstützt. Elektromobilität ist für den Straßenbauspezialisten dabei nur ein kleiner Teil des Lösungspakets. Was sonst noch dazu gehört, darüber sprach ABZ-Chefredakteur Robert Bachmann in Boppard mit Ralf Junker, Präsident der Bomag Gruppe.

ABZ: Herr Junker, in 2018 konnte Bomag erneut einen Rekordgewinn verzeichnen. Wie gut stehen die Chancen, das im bauma-Jahr 2019 noch einmal zu toppen?

Junker: 2018 war tatsächlich ein Rekordjahr für die Bomag, sowohl beim Umsatz als auch beim Ergebnis. Für das Jahr 2019 sehen wir ein paar kleinere Wolken auf dem Weltmarkt aufziehen. So sind bspw. der türkische und der afrikanische Markt im vergangenen Jahr rückläufig. Zudem sehen wir leicht negative Tendenzen auf dem asiatischen und dem australischen Markt. Europa befindet sich hingegen nach wie vor auf sehr hohem Niveau, insbesondere der deutsche Markt, der noch immer leicht wächst. Sehr positiv ist auch die Entwicklung auf dem nordamerikanischen Markt. Unterm Strich deutet derzeit alles darauf hin, dass das aktuelle Geschäftsjahr kein signifikantes Wachstum mehr bringt.

ABZ: Welche Schwerpunkte setzt Bomag auf der diesjährigen bauma?

Junker: Unser zentraler Schwerpunkt lautet, ganz einfach gesagt: Innovationen. Dabei geht es natürlich um neue Produkte, aber vielfach auch um neue Technologien und Ideen, mit denen wir unsere Kunden dabei unterstützen wollen, konkrete Herausforderungen auf der Baustelle zu lösen.

Auf unserer Standfläche, die in diesem Jahr über 5100 m² beträgt, stellen wir unsere Maschinen nicht nur aus, sondern zeigen sie auch live in Aktion: Zum einen auf unserer Demofläche, auf der wir zukunftsweisende Technologien und Maschinen stündlich in einer Live- Demo präsentieren und zum anderen auf unserer Testfläche, auf der unsere Besucher unser Light Equipment selbst testen dürfen.

ABZ: Alternative Antriebstechnologien stehen in der Industrie derzeit hoch im Kurs. Welchen Ansatz verfolgt Bomag auf diesem Gebiet?

Junker: Wir werden auf der bauma eine Vielzahl alternativer Antriebsarten präsentieren, die Kunden individuell wählen können. Anhand praxistauglicher Technologien zeigen wir in München ganz konkrete Lösungswege auf. Hier denkt jeder natürlich erst einmal an Elektroantriebe. Auch hier werden wir etwas Neues zeigen. Elektromotoren sind für uns jedoch nur ein kleiner Teil des Themas. Wir befassen uns ebenfalls intensiv mit Gas-Antrieben sowie auch dem Benzinmotor als Alternative zum Diesel.

Besonders hervorheben möchte ich unsere neuen Hybridwalze, die BW 174 AP. Wir haben bereits vor neun Jahren auf der bauma eine Hybridmaschine als Studie präsentiert. Damals handelte es sich allerdings um einen elektrischen Hybrid. Die neue Maschine ist jetzt mit einem hydraulischen Hybridantrieb ausgestattet, der während des Bremsvorgangs hydraulische Energie in einen Zwischenspeicher lädt und beim Anfahren wieder abrufbar macht. Damit können wir den Kraftstoffverbrauch und die CO2-Emissionen um bis zu 20 % senken. Dem Thema Abgasemissionen haben wir uns auch bei der Überarbeitung unserer Kompaktfräsen, der BM 500 und der BM 600 gewidmet, die nun ebenfalls die Anforderungen der Emissionsstufe 5 erfüllen. Die Maschinen der zweiten Generation überzeugen aber auch durch viele neue Funktionen und Verbesserungen im Detail, um den Bedienkomfort zu erhöhen und die Produktivität weiter zu steigern.

ABZ: Bomag wird auch eine Gas-betriebene Walze vorstellen . . .

Junker: Richtig, auf Basis unserer BW 120 zeigen wir auf der bauma erstmals eine Designstudie mit Gasantrieb. Die Technologie selbst ist nicht revolutionär. Es gibt Gas-betriebene Verbrennungsmotoren, bspw. im Staplerbereich, seit vielen Jahren – i. d. R. dort, wo es um das Thema Luftreinhaltung geht bzw. Maschinen, die in Innenräumen arbeiten. Bei unseren Stampfern haben wir diese Antriebsart ebenfalls seit einigen Jahren in Serie. Neu ist, dass wir das nun auch im Segment mittelgroßer Baumaschinen verfügbar machen.

Auf Basis der BW 120 zeigt Bomag auf der bauma erstmals eine Designstudie mit Gasantrieb.

ABZ: Lässt sich diese Antriebsart auch in größeren Maschinenklassen anwenden?

Junker:Wir bieten den Gasantrieb aktuell bis zur mittleren Größenklasse, also bei den leichten Tandemwalzen, an. Technisch gesehen könnten wir auch größere Maschinen damit ausstatten. Das ist einzig eine Frage des Volumens – bzw. wie viele Flaschen Sie in der Maschine einsetzen – und der Reichweite; ähnlich, wie wir sie bei den E-Autos diskutieren. Für größere Maschinentypen haben wir jedoch andere Lösungen wie unseren Hybridantrieb.

ABZ: Ist schon abzusehen, wann die ersten Gas-betriebenen Walzen in Serie gehen?

Junker: Technisch gesehen könnten wir sofort loslegen. Allerdings ist die Marktnachfrage noch nicht in dem Maße vorhanden. All diese Themen, über die wir hier heute sprechen, sind zwar in aller Munde und werden auch auf der bauma hoch gehandelt, in der Praxis sind es dennoch aktuell Zukunftsthemen. Über kurz oder lang werden diese kommen. Wenn die Nachfrage dann sprunghaft ansteigt, sind wir in jedem Fall vorbereitet. Unsere Besucher auf der bauma sind herzlich eingeladen, mit uns über die Alternativen zu diskutieren.

ABZ: Der zweite Schwerpunkt ist die Digitalisierung bzw. Vernetzung der Maschinen. Welche Lösungen werden Sie Ihren Kunden auf der bauma hier vorstellen?

Junker: Hier haben wir bereits seit einiger Zeit unseren Economizer, ein System, das den Fahrer dabei unterstützt, ein optimales Verdichtungsergebnis zu erreichen. Zur bauma ergänzen wir das mit einer neuen App: Bomap. Damit kann sich der Bediener einer Walze die Anzahl der Übergänge anzeigen lassen, die er auf einer Strecke bereits absolviert hat. Für den Kunden ist das ein sehr einfaches Messinstrument, mit dem er seine Arbeit besser organisieren kann und das es bei der Bomag umsonst gibt.

Bomap ist ein technisch sehr einfaches Instrument, das für den Kunden gleichzeitig aber der Einstieg in eine umfassendere Vernetzung der Maschine sein kann. In einer zweiten Ausbaustufe bieten wir dem Kunden weitere Optionen: U. a., dass die App zusätzlich zu den Überfahrten auch Verdichtungsergebnisse aus den Maschinendaten anzeigt. Bei der Bomag haben wir uns entschieden, mit offenen Schnittstellen zu arbeiten. D.h. das System wird in der Lage sein, Daten aus allen möglichen Quellen und verschiedener Hersteller von Messsystemen zu integrieren. Das ganze Thema ist nach oben offen bis hin zur komplett vernetzten Baustelle.

ABZ:Mit dem Ion Dust Shield ist Bomag in diesem Jahr für den bauma-Innovationspreis nominiert. Was steckt hinter dieser Entwicklung und was ist das Besondere daran?

Junker:Dieses Thema haben wir als Konzept bereits auf der letzten bauma vorgestellt. Es ist also nicht ganz neu, wir glauben aber, dass es durchaus mehr Aufmerksamkeit verdient. Das Thema Feinstaub ist enorm präsent. Vielen ist aber nicht bewusst, dass dieser nicht nur aus dem Dieselmotor kommt. V. a. beim Fräsvorgang werden enorme Mengen Feinstaub produziert. Dieser wird heute zwar an der Entstehungsstelle abgesaugt, wird über das Förderband dann aber wieder nach außen geleitet und in der Umwelt verteilt. Gerade im innerstädtischen Bereich ist das ein großes Problem. Das Ion Dust Shield ist ein elektrostatischer Filter. Dabei wird aktiv ein Ladungsfeld erzeugt, mit dem die feinen Staubpartikel aus der Luft gefiltert werden. Damit konnten wir eine Feinstaubreduzierung von 80 % nachweisen.

Zur bauma komplett neu entwickelt wurde der BF 200, der kleinste Fertiger von Bomag.

ABZ:Welche weiteren Produkt-Neuheiten dürfen die Besucher der Messe bei Ihnen keinesfalls verpassen?

Junker:Ein Produkt, das wir zur bauma komplett neu entwickelt haben, ist der BF 200, unser kleinster Fertiger. Er hat eine Breite von 1,1 m bis 3,4 m, also noch kompakter als die sonst in der Industrie üblichen Maschinen, und ist damit etwas Besonderes, auf das die Kunden bereits seit Längerem warten. Der Kunde hat hier zudem die Wahl, ob er die Maschine vom Fahrerstand aus bedienen möchte oder hinter der Maschine her geht und sie von außen bedient. Für den großen Fertiger BF 700 werden wir zudem ein ganz neues Bedienkonzept zeigen. Er ist der erste Fertiger, bei dem sämtliche Bedienelemente optional in der Armkonsole untergebracht sind. Üblicherweise sind diese sonst nur vorne. Mit unserem neuen Bedienkonzept kann er seine Arbeit ohne Einschränkungen bei der Übersicht nun komplett im Sitzen verrichten. Das wird für viele Anwender zunächst sicher ungewohnt sein. Wir hoffen jedoch, dass die Vorteile des Systems (Ergonomieverbesserung) für die Kunden schnell sichtbar werden.

Ein Thema, bei dem wir uns kontinuierlich weiterentwickeln, sind die Hand-Arm-Vibrationen im Bereich der handgeführten Maschinen. Wir erreichen mittlerweile Werte, die unter 2,5 m/s² liegen. Das Thema Service ist für uns ebenfalls ein kontinuierliches Ausbau-Thema. Hier kommen immer wieder neue Ansätze ins Spiel, ganz aktuell die Service-Unterstützung aus der Ferne. Der Servicetechniker vor Ort kann sofort oder zeitnah Unterstützung via Chat in unserem Back Office anfordern. Bei Benutzung von Smartglasses können wir nicht nur sprachlich unterstützen, sondern digital durch die Brille des Technikers schauen und ihm visuelle Informationen in seinem Sichtfeld anzeigen, die ihm eine konkrete Hilfestellung geben.

ABZ: Bedienkonzepte stehen aktuell stark im Fokus der Maschinenhersteller. Warum ist das so?

Junker:Starke Treiber sind hier die Themen Sicherheit und Ergonomie, die zunehmend an Gewicht gewinnen. Auf der anderen Seite ist das auch ein klares Fachkräfte-Thema. Gerade ein Produkt wie der Fertiger stellt sehr hohe Ansprüche an den Bediener. In diesem Falle sind es i. d. R. drei Personen, die die Maschine bedienen. Speziell der Fahrer braucht eine sehr gute Ausbildung und viel Erfahrung, da er ansonsten auch viel falsch machen kann. Die Verantwortung, die der Bediener trägt, ist also enorm hoch und wir unterstützen Ihn dabei technisch.

ABZ: Spüren Sie das Fachkräfte-Thema auch in Bezug auf Ihr neues Schulungszentrum?

Junker: Im Bereich Ausbildung und Training wurden wir in den letzten Jahren geradezu überrannt. Wir haben vor rd. zwei Jahren unsere neue Vorführ- und Trainingshalle in Betrieb genommen, die seitdem durchgehend ausgebucht ist. Aktuell bauen wir erneut vor der eigenen Haustür.

Dort entsteht gerade unser neues Kundenzentrum. Ein Gebäude, welches wir in Zukunft speziell für Kundenbesuche nutzen werden. Es beinhaltet ein Restaurant im Erdgeschoss und darüber ein Auditorium, in dem wir auch Großveranstaltungen wie unsere Innovation Days stattfinden lassen können. Hinzu kommen zahlreiche weitere Trainings- und Besprechungsräume.