Frauen in der Baubranche
Netzwerktreffen bietet Möglichkeit zum Austausch
München. – Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e. V. wollte es genau wissen und hat eine statistische Analyse zum Thema "Frauen am Bau" durchführen lassen. Diese zeigt es ganz deutlich: Frauen sind auch im Jahr 2022 mit einem Anteil von 13 Prozent deutlich unterrepräsentiert. Die Baubranche ist damit die Branche mit dem niedrigsten Frauenanteil in Deutschland. Zeit für Frau, sich stärker zu vernetzen.
Das Unternehmen Klickrent gab hierfür die Initialzündung und nutzte die Weltleitmesse bauma in München, um Frauen aus der Branche zu einem gemeinsamen "Women's Meetup Dinner" einzuladen.
Die Baubranche ist eine Männerdomäne – leider beschreibt dieser Satz auch heute noch allzu gut die aktuelle Situation. Und in den letzten Jahren hat sich daran nicht viel geändert, ergab die statistische Untersuchung. Die Zahlen geben zu denken: Im Wirtschaftszweig Baugewerbe liegt der Anteil bei 13 Prozent. Blickt man auf das Bauhauptgewerbe reduziert sich dieser bereits auf etwa 10 Prozent. Und in bauhauptgewerblichen Berufen liegt der Anteil gerade einmal bei 1,6 Prozent. Es herrscht also dringender Handlungsbedarf – darüber waren sich die Teilnehmerinnen des ersten "Frauen Dinner" einig. Zehn von ihnen trafen sich im Laufe der Messe-Woche im "Bapas" in München und genossen dort nicht nur die abwechslungsreichen "bayerischen Tapas", sondern auch intensive Gespräche. Schnell wurde klar, solch ein Treffen gehört wiederholt.
Leidenschaft für Branchenthemen ist allen gemein
Jede Frau hatte eine eigene Geschichte zu erzählen, jede hat andere Erfahrungen gemacht, doch die Leidenschaft für die Themen der Baubranche ist ihnen gemein. Und der Wunsch, diese Leidenschaft weiterzugeben sowie als Vorbild zu fungieren, um mehr Frauen für die Baubranche zu gewinnen. Anne-Laure de Noblet, Marketingleiterin bei Klickrent, erklärt: "Wir sind Frauen, die die Baubranche mitgestalten, und wir wollen dazu beitragen, dass wir Frauen in der Branche sichtbarer werden. Wir wollen ein Vorbild sein und anderen weiblichen Talenten signalisieren, dass sie in dieser Branche willkommen sind."
Angesichts eines immer gravierender zutage tretenden Fachkräftemangels ist es wichtig, den weiblichen Anteil zu erhöhen, denn noch immer entscheiden sich nur wenige Frauen für eine Beschäftigung in der Baubranche. Anlässlich des internationalen Frauentages im März hatte Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie e. V., betont, dass die Branche abwechslungsreiche Jobs mit einem enormen Potenzial für die Zukunft biete, insbesondere mit Blick auf die Herausforderungen, die unter anderem in den Bereichen Wohnen, Klimaschutz und Digitalisierung liegen.
Gewerblichen Bereich in den Fokus nehmen
Dabei sei es wichtig, nicht nur die managementorientierten und ingenieurstechnischen Berufe in den Vordergrund zu stellen, sondern ganz gezielt die Tätigkeiten im gewerblichen Bereich. Ob Baugeräteführer, Trockenbaumonteure oder Bauleiter, gerade in handwerklichen Berufen liegt der Frauenanteil weit unter dem Branchendurchschnitt, wie die statistische Untersuchung ergeben hat. Zwar ist demnach in einzelnen Feldern ein leichter Anstieg zu beobachten, dennoch absolvieren weiterhin nur wenige Frauen eine Ausbildung im Handwerk.
Besonders beliebt sind laut Statistik Berufe im Kultur- und Wasserbau, in der Bautischlerei sowie im Maler- und Lackierer-Handwerk. Die Untersuchung hat zudem ergeben, dass vor allem in den Bereichen Architektur und Planung ein erhöhter Frauenanteil zu beobachten ist. Auch das Interesse an einem Bauingenieurstudium steigt, im Wintersemester 2020/21 lag der Anteil bei rund 30 Prozent. Ein Grund für den niedrigen Frauenanteil in der Baubranche könnte das unterschiedliche Gehaltsniveau sein: Demnach erhalten weibliche Arbeitnehmer auch heute noch deutlich weniger Lohn und Gehalt als Männer, selbst in Führungspositionen. Für die am "Frauen Dinner" teilnehmenden Frauen ganz klar ein "No-Go", und ein Umstand, der dringend geändert werden muss.
Sich gegenseitig stärken ist das Ziel
Mit einem stetigen Austausch untereinander wollen sich die Teilnehmerinnen gegenseitig stärken und hoffen, dass sich in Zukunft noch weitere weibliche Beschäftige dem Netzwerk anschließen. Auf LinkedIn wurde die Gruppe "Frauen in der Baubranche" gegründet. Neben dem Austausch sind weiterhin Angebote für persönliche Treffen vorgesehen. Wer aus der Baubranche kommt und Lust hat, sich am Netzwerk zu beteiligen, ist herzlich eingeladen. Die ausführliche Statistik zum Thema "Frauen am Bau" findet sich unter www.bauindustrie.de, Menüpunkt Pressemitteilungen.